- Der Proxxon Teilapparat
- Paulimot Dreibackenfutter
- Vergleich Proxxon und Paulimot
- Rundlauf
- Probleme umgehen
- Fazit
Der Artikel schließt im Grunde an den Artikel über die Microfräse MF 70 an, die ich bereits vor geraumer Zeit schon einmal vorgestellt habe. Nun war es erstmals so, dass ich Teile benötigte, die man am Besten mit dem Teilapparat fertigen konnte. Sofern man keine CNC Fräsmaschine oder Drehbank zur Verfügung hat, ermöglicht ein Teilapparat dennoch viele Möglichkeiten der Fertigung, die einem mit starren X Y Z Koordinaten vorenthalten bleiben. Durch die horizontale wie vertikale Montage auf dem Kreuztisch sind die Möglichkeiten enorm, wenn der Teilapparat denn dann auch funktioniert wie erwartet.
Der Proxxon Teilapparat
Im Rahmen des Kesselbaus für einen Kohlekessel sowie der Einzelteilanfertigung konnte ich auch endlich tiefergehende Erfahrungen mit dem Teilapparat sammeln, den Proxxon unter der Artikelnummer NO 24264 für die MF 70 Microfräse anbietet und ich mit dem Maschinenkauf vor einigen Jahren direkt mit gekauft habe. Zwar war er vorher schon im Einsatz, als weitgehenden Test konnte man das aber noch nicht bezeichnen, da er primär zum Ablängen von Rohren eingesetzt wurde. Jetzt musste er erstmals maßhaltig Ergebnisse liefern und sich in der Praxis bewähren. Das ist leider im Wortsinn schief gegangen!
In Test und Praxis: Proxxon Teilapparats absolut unzureichend
Solange man seine Werkstücke von innen spannt, fällt es gar nicht auf und der Teilapparat arbeitet in vernünftigen Toleranzbereichen. Baut man die Spannsteine des Dreibackenfutters allerdings so ein, dass das Futter von außen auf das Werkstück greift, wird dieses dezentriert gespannt. Bei mir betrug die Dezentrierung 4/10 mm, was gerade im Feinblechbau und bei Kleinteilen, wofür die MF 70 schon bauartbedingt konstruiert ist, schon ein gehöriges Fehlmaß darstellen kann. Kurz: Der Teilapparat von Proxxon ist für seinen Einsatzzwecke überhaupt nicht zu gebrauchen, schlägt dafür mit ~80 € aber preislich recht üppig zu Buche – das ist immerhin grob ein Drittel des Maschinenpreises selbst.
Ich habe mich damit retten können in dem ich, das Fehlmaß im Hinterkopf, entsprechend wenig zugestellt und das Werkstück noch mal um 180° versetzt bearbeitet habe oder während der Drehung die entsprechende Achse auf dem Kreuztisch verstellt habe. Diese Zumutung möchte ich mir offen gestanden aber nicht dauerhaft antun müssen.
Woher kommt die falsche Zentrierung des Proxxon Teilapparats?
Ich habe mich auf die Suche gemacht und vermutete zunächst ein Untermaß bei einer der drei Spannsteine. Ich fand jedoch heraus, dass der Spannstein 2 in einer Einbaurichtung in der Führung sehr viel Spiel hat, nämlich eben jene 0,2mm. Spannt man nun ein Werkstück ein, drücken die Backen 1 und 3 die Spannbacke 2 in ihrem Toleranzbereich nach hinten und das Werkstück dezentriert. Von innen gespannt bzw. wenn der Stein so eingebaut wird, dass die höchste Abstufung außen ist, beträgt die Toleranz nur 0,09mm.
Ich habe mit meinen Erfahrungen den Proxxon Service schriftlich via E-Mail kontaktiert mit der Frage, wie das sein kann und vor allem, wie man das abstellt. Diese Anfrage blieb leider unbeantwortet und außer der Bestätigung des Eingangs, habe ich auch auf Nachfrage nie was von Proxxon gehört.
Fazit zum Proxxon Teilapparat
Werden die Spannsteine so eingebaut, dass sie flächig das Werkstück von außen greifen sollen, ist mein Teilapparat nicht geeignet, wenn das Dreibackenfutter zur Bearbeitung des Werkstücks gedreht werden muss, also nicht ohnehin fixiert bleibt, weil die Dezentrierung nicht mal annähernd maßhaltige Bearbeitung ermöglicht. Beispiel: Ein Zylinderdeckel mit Lochkreis wird einfach ein Ei. Doch ist es ja gerade das Drehen des Dreibackenfutters des Teilapparats, wofür man ihn überhaupt hat!
Bei anders herum eingebauten Spannsteinen lässt sich das Werkstück hingegen problemlos zentriert spannen und bearbeiten. Insgesamt ist das Teil also eher unbrauchbar und deshalb das Geld nicht wert. Zudem ist die vertikale Fixierung auf dem Kreuztisch einfach nervenraubend, da man mit dem Schraubenschlüssel kaum Platz hat, die Schrauben anzuziehen. Immer dann, wenn das Werkstück mit dem Teilapparat gedreht wird, scheidet Proxxon für mich aus!
Nun benötigte ich aber dennoch auf der MF 70 eine zumindest halbwegs brauchbare Alternative, da der CNC Umbau der MF 70 noch etwas auf sich warten ließ, doch brauchbares Zubehör in dieser Baugröße ist gering. Vor allem die Höhe ist ein Problem.
Paulimot Dreibackenfutter
Auf der Suche nach besagter Alternative bin ich ziemlich schnell bei Paulimot gelandet und habe hier noch mal investiert:
Posten | Preis | |
---|---|---|
1 | Paulimot Teilapparat Rundtisch 80 mm | 72,00 €* |
2 | Paulimot Mini Dreibackenfutter 50 mm | 55,00 €* |
3 | Paulimot Flansch für Teilapparat | 15,00 €* |
Summe | 142,00 €* |
*) Zum Zeitpunkt des Kaufs
Im Grunde habe ich diese Kombi dann bereits für meine Sorotec Fräsmaschine gekauft, dazu später mal mehr. Aber vielleicht, dachte ich, kann ich auch auf der MF 70 damit schon was anfangen. Preislich bewegen wir uns mit Paulimot in etwa doppeltet so hoch wie für den Proxxon Teilapparat, wenngleich der Fairness halber gesagt werden muss, dass der Rundtisch alleine schon wieder mehr Möglichkeiten bietet wie das um den Zentrierpunkt versetzte axiale Fräsen um z.B. gebogene Langlöcher umzusetzen. Dafür musste ich mir ohne CNC eher schlecht als recht mit wilden Hilfskonstruktionen auf dem Teilapparat behelfen.
Die Ernüchterung trifft den, der zuvor nicht ausreichend liest: Für den horizontalen Aufbau mit Rundtisch, Flansch und dem Futter ist die MF 70 bereits deutlich zu klein für die Paulimot-Lösung. Selbst die vertikale Montierung ist nicht möglich, da der KT 70 Koordinatentisch dafür zu klein ist.
Das Dreibackenfutter von Paulimot ist von der Bemaßung allerdings identisch zu dem, welches Proxxon in seinem Teilapparat nutzt, sodass ein Austausch beider Futter nahe liegt. Der Vorteil ist, dass das Proxxon Gehäuse eine deutlich geringere Höhe aufweist – schließlich wurde er ja auch dafür gemacht und soll mit der MF 70 gut zusammenarbeiten. Genau diesen Tausch habe ich dann auch gemacht, also mit Paulimot Dreibackenfutter im Proxxon Teilapparat Gehäuse.
Paulimot & Proxxon Dreibackenfutter im Vergleich
Im direkten Vergleich fällt die Unterscheidung schwer. Es sieht mir sehr danach aus, dass sowohl das Proxxon, als auch das Paulimot Dreibackenfutter irgendwo in China von ein und derselben Werkbank fallen und nach Deutschland geschifft werden, wo sie dann nur noch ihr Branding bekommen. Sie sind praktisch identisch, mit Ausnahme der unterschiedlichen Farben der Spannsteine. Das macht es mir einfacher nichts zu verwechseln.
Es dann erstmal für Ernüchterung hinsichtlich der Maßhaltigkeit des Paulimot Dreibackenfutters, wenn beide dieselbe Herkunft haben. Zwar ist die Abweichung mit 0,2mm gleich doppelt besser als bei Proxxon, wirklich glücklich wird man allerdings auch damit nicht.
Während ich den Spannstein 2 bei Proxxon schon mit der Hand hin und her bewegen kann, sitzen diese bei Paulimot fest auf der Schnecke. Bei praktisch identischen Dreibackenfuttern liegt es dann natürlich nahe, jeweils einzelne Komponenten hin und her zu tauschen und zu testen, wodurch die Ungenauigkeiten verursacht werden. Um es abzukürzen: An allem! Eine perfekte Kombination ist mir nicht gelungen, allerdings habe ich nun immerhin ein Dreibackenfutter, welches nur noch eine Maßabweichung von 0,1 mm aufweist.
Den Rundlauf kontrollieren
Den Rundlauf des Teilapparats bzw. das Fehlmaß kann man auch ohne Messuhr relativ einfach herausbekommen, in dem man z.B. mit einem 3 mm Fräser durch ein Blech fräst, welches man in den Teilapparat eingespannt hat. Alternativ kann man auch einen Rest Rundstange nehmen, in das man dann von oben einfräst. Der Teilapparat liegt hierbei natürlich flach auf, ist also vertikal auf dem Kreuztisch gespannt. Dreht man nun das Dreibackenfutter um 360°, sollte man weiter ein nur 3 mm großes Loch im Material haben. Ein höherer Durchmesser zeigt, dass der Teilapparat unrund läuft und natürlich, wie hoch die Abweichung ist.
Wer über eine Messuhr verfügt, der spannt natürlich ein geeignetes Rundmaterial im Dreibackenfutter ein, legt die Messuhr an und misst bei einer Umdrehung des Teilapparats den Rundlauf direkt nach.
Lernen, mit dem Problem zu leben
Natürlich kann man mit etwas Übung die Abweichung des Teilapparats im Rundlauf auch über leichtes Verschieben der jeweiligen Achse über den Kreuztisch abfedern. So habe ich z.B., als ich Lamellen in Messing Rundmaterial gefräst habe (siehe Bild weiter oben), während einer Umdrehung am Teilapparat die Y Achse jeweils zurück und wieder nach vorne gezogen. Das klappt, aber schön ist anders. Außerdem kommt einem da entgegen, dass bei einer Lamellenattrappe an einer Luftpumpe natürlich keine Funktionalität vorhanden ist, wo es um jedes Zehntel geht.
Bei manchem Werkstück ist es auch möglich auf Untermaß zu produzieren und die durch den unrunden Lauf auftretenden Fehlmaße nachträglich zu bearbeiten. Doch auch das ist eigentlich nicht das, was man von einem Werkzeug erwartet und so fällt das Fazit doch recht ernüchternd aus.
Fazit: Nichts macht Spaß!
Da die Dreibackenfutter von Proxxon und Paulimot identisch sind, mutmaßlich von ein und demselben Anbieter aus China eingekauft, das Paulimot aus dem Stand aber bereits nur das halbe Fehlmaß erzeugt, scheint es wohl tagesformabhängig zu sein, ob man eine brauchbare Variante bekommt, oder eben nicht. Wirklich Spaß macht die Arbeit durch den unzureichenden Rundlauf aber weder mit dem einen, noch mit dem anderen Dreibackenfutter. Am Ende kam es, wie es kommen musste: Wesentliche Aufgaben, für die ein Teilapparat sinnvoll hätte gewesen sein können, werden dank CNC Umbau heute computergesteuert erledigt.