Rahmen des Slomo Güterwagens

Das Fahrgestell für den Slomo Waggon wird sehr massiv gehalten, immerhin benötigt der Slomo selbst ausreichend Achslast damit die Schwungmasse auch in Bewegung kommt und die Achse, an der der Slomo anliegt, nicht einfach über die Gleise geschoben wird.

Slomo Güterwagen Rahmen
Slomo Güterwagen Rahmen
  1. Der SSP Slomo für Tender / Waggons
  2. Rahmen des Slomo Güterwagens

Damit sich die Räder drehen ist also Gewicht von Nöten. Ich habe mir ein einfaches Konzept überlegt dem Waggon ein vernünftiges und schweres Fahrgestell zu verpassen: Massivbauweise. Dazu später mehr.

Das Vorbild – Bh. K. B. 103

Im Grunde orientiere ich mich beim Vorbild am Güterwagen 103 der Bergheimer Kreisbahn, der mit Wurfbremse und Perron / Plattform zum einen ein „richtiger Güterwaggon“ ist, zum anderen aber mit einer Länge von 5800mm noch ausreichend klein ist, um als Kleinbahnwaggon durchzugehen. Fenster hat er keine, eine Tür zur Plattform ebenfalls nicht. Diese plane ich aber ein.

Bh.K.B. 103

Bh.K.B. 103 (C) H. Wall, Bergheimer Kreisbahn und Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn AG v. Volker H.W. Schüler u. Manfred Coenen, documenta berchemensis historica Band 13, 1. Auflage , 2011

Der Achsabstand des Originals liegt bei 3500mm, wodurch sich maßstäblich umgerechnet ein Abstand 168mm für LGB / 1:22,5 ergibt. Da die Achslager von SSP starr sind, kommt der Waggon nicht mehr vernünftig durch Radius R2 bei Kurve – Gegenkurve. Hier wird Nacharbeit nötig sein, denn unter Umständen wird er das irgendwann noch müssen. Zunächst konzentriere ich mich aber erstmal auch auf eine starre und maßstäbliche Ausführung, also den vollen Abstand – fast!

Mir gefiel nicht dass im Original die vordere Achse nicht zentriert zwischen den beiden Pfosten des Aufbaus ist, außerdem war das letzte Segment des Aufbaus kleiner als die anderen 4. Ich hatte ja auch nie vor den Waggon maßstäblich nachzubauen; er sollte nur als Orientierung dienen. Also habe ein wenig hin und her gezerrt und verschoben und kam am Ende auf ein für mich stimmiges Bild, sodass der Achsabstand auf 158mm verkleinert ist. Das ist leider immer noch zu viel für LGB R2. Aber der Waggon bekommt so 5 gleichgroße Segmente.

Die Achsen und Achslager

LGB Achse mit Zahnrad

Zahnradachse für Slomo Kette

Ich verwende die Achsen und Achslager, welche Terry von Small Steam Performance für einen schlanken Kurs zum Slomo direkt mit anbietet. Die Achslager sind komplett kugelgelagert und halten die entsprechenden Achsen, auf denen neben den Rädern noch auf einer Seite das Zahnrad für den Slomo liegt.

Die Räder kommen von Heyn. Der innere Plastikkern, der vor allem der Isolierung dient, ist ausreichend groß dimensioniert, sodass ich ihn auf das Maß der Achsen von SSP aufbohren konnte, welches größer ist als das der Heyn Achsen. Vernünftig zentriert eiert da auch nichts und eine Extraportion Loctite endfest fixiert das Rad auf der Achse.

 Wir hatten immer wieder den Fall, dass sich bei den LGB Edelstahlrädern vor allem im Grenzlastbereich schnell mal ein Radreifen vom Radstern löste. Alles gründlich sauber gemacht und mit Loctite endfest fixiert hält das danach besser als jeder Kleber. So ist es zur Gewohnheit geworden jeden Radstern mit Loctite endfest mit der Achse zu verheiraten. 

Die Rahmenkonstruktion

Wo immer eine Schraubverbindung möglich ist, sollte man auf Löten verzichten. Also habe ich mir auch für den Rahmen eine Möglichkeit überlegt, mit der ich ohne Flamme oder Fön arbeiten kann. Der Rahmen kann nahezu komplett geschraubt werden und hält sich später in sich verwindungssteif. Mehr als in jedem Baumarkt erhältliches 6mm Vierkant-Messing und ein paar Modellbau Inbusschrauben mit Rundkopf braucht es nicht.

Rahmenkonstruktion Güterwagen Gw SSP

Das Prinzip habe ich mir aus dem Hausbau mit Holz abgeschaut. In die Längsträger habe ich alle 45mm (von links die erste Nut auf 42mm wg. der 3mm Pufferbohle) eine 6mm breite und 3mm tiefe Nut gefräst. Die Querstreben bekamen ebenfalls eine solche Nut. Dadurch kann man den Rahmen, auf den der Wagenkasten später aufsetzt, schon einmal zusammenstecken. Das hält mangels Fertigungstoleranz auch so schon ziemlich gut und man hätte es einfach weichlöten können – aber es ging noch schöner.

In den Querstreben, die nun oben auf und in den den Längstreben sitzen, habe ich maßhaltig zentriert mit einem 1,5mm Bohrer einmal komplett durchgebohrt. Dann habe ich mit einem 2mm Bohrer exakt 3mm gebohrt und mit einem 3mm Bohrer noch einmal 2mm. Damit kann ich nun kleine Inbusschrauben mit M2 Gewinde und 3mm Rundkopf in den Rahmen schrauben und versenken – natürlich habe ich in den Längsstreben zuvor die 1,5mm Bohrung mit einem M2 Gewindeschneider geschnitten.

  • Try & error – Wie befestige ich die Bodenplatte?
    So schön das Konzept ist, ich habe dabei vergessen dass ich die Bodenplatte ja auch noch irgendwie befestigen muss. Ich hatte überlegt zusätzliche Bohrungen und Gewinde in den Rahmen anzufertigen, doch da fiel mir auf dass ja schon eine Menge Bohrungen und Gewinde im Rahmen existieren. Also habe ich kurzerhand die obige Idee verworfen – die Inbusschrauben werden nun nicht mehr versenkt, sondern von oben durch die Bodenplatte in den Rahmen geschraubt. Damit sind sie im Laderaum sichtbar, was nicht so schön ist, aber wer guckt da schon rein?
  • Try & error 2 – Wie befestige ich den Slomo?
    Immerhin das ist mir vorher schon aufgefallen. Durch die Achsen ist das Maß der Längsträger zueinander vorbestimmt. Ich habe noch ein wenig Toleranz gelassen damit die Achse ein wenig im Lager wandern kann. So kam ich auf 70mm. Hierzu haben die Langlochschrauben mit denen der Slomo befestigt werden kann allerdings Untermaß, denn diese sind im Abstand von 60mm. Ich habe an beide Längsträger kurzerhand ein weiteres 6mm Profil angelötet (also doch löten :(). So habe ich dann genug Fleisch um in den Rahmen die M3 Gewinde zu schneiden und den Slomo fest mit dem Rahmen zu verbinden.
  • An die Befestigung des Wagenkastens denken
    Die ganzen Querstreben sowie die Längsstreben rückseitig haben an den äußeren Enden wieder jeweils zentriert ein M2 Gewinde. Damit kann ich den späteren Wagenkasten an direkt 12 Stellen mit dem Rahmen verheiraten.

Die Pufferbohlen & Puffer

Die rückwandige Seite benötigt eine etwas umfangreichere Pufferbohle, da zum einen die leidige LGB Kupplung auf richtiger Höhe untergebracht werden möchte, zum anderen baue ich dann direkt noch Bremsschläuche an. Zugegebenermaßen ist das wenig sinnvoll bei einem Waggon mit Wurfhebelbremse, aber es sieht halt nett aus wenn da ein wenig Klimbim ist.

Pufferbohlen LGB Güterwaggon

Die vordere Pufferbohle ist vergleichsweise einfach gehalten mit einfachem 10x3mm Halbzeug. Ich habe sowohl in den vorderen, wie auch in den hintern Puffer jeweils eine Ausfräsung gemacht in die ich ebenfalls 3x10mm Messing gesteckt habe um so eine winklinge Verbindung herzustellen. Je 2 M2 Gewinde hineingeschnitten werden die Puffer so mit den Längsträgern des Rahmens verschraubt. Den LGB Flaschenöffner hatte ich noch hier rumliegen, die Puffer selbst kommen von Heyn.

Die Bodenplatte

Da ich hier noch immer aus dem Vollen schöpfen darf was die Hinterlassenschaften an Buntmetall durch meine Vorfahren angeht, wird das zum Kinderspiel. Als Bodenplatte für den Gw SSP wird ein 1mm Messingblech auf Maß geschnitten. In der Mitte auf der Seite des Slomos dann Pi*Daumen noch die Öffnung für die Kettenverbindung reingefräst und die Löcher für die Rahmenträger sowie die Slomo-Befestigung und die Sache ist gegessen.

Das „Kurzerhand-Drehgestell“

LGB Drehgestell

LGB Drehgestell

Wie die ersten Testfahrten gezeigt hatten, hat der Waggon Probleme bei R2 Radien, insbesondere bei wechselnder Richtung. Wir haben auf der Strecke leider noch immer bei der Ausfahrt aus dem Kreisviadukt zwei R2 Kurven in genau so einer Konstellation liegen, einmal links und einmal rechts. Flexgleis soll hier irgendwann geschmeidigere Kurven ermöglichen, doch erstmal sollte man auch so durchkommen.

Die Idee war, dass man die hintere Achse zu einem Drehgestell umbaut. An einem Nachmittag ist das dann auch kurzerhand in die Tat umgesetzt worden. Da die Achslager von SSP genug Fleisch haben, habe ich diese um 3mm abgefräst. 3mm Messing-Halbzeug fliegt hier eine Menge rum und so entstand die hier gezeigte Konstruktion.

Ich habe mich an die verworfene Konstruktion der versenkbaren Inbus-Rundkopfschrauben erinnert und das kurzerhand hier genau so umgesetzt. Dafür habe ich zunächst mit einem 2mm Fräser durchgefräst und dann mit einem 3mm Fräser noch mal 2mm ins Material rein. Nun konnte ich mit abgedrehten 3mm Köpfen die Inbusschrauben komplett versenken und es entstand das Drehgestell.

In der Mitte habe ich dann noch eine 3mm Bohrung gemacht, in welche ich ein IGUS Gleitlager mit Bund gepresst habe. Die Schraube bekommt von der anderen Seite dann noch eine Unterlegscheibe und unter dieser abermals eine IGUS Unterlegscheibe. Das Ganze dann mit Loctite in den Querträger des Rahmens geschraubt, welcher zuvor natürlich noch ein M3 Gewinde verpasst bekommen hat. Fertig ist das einachsige Drehgestell. Um mögliches Schleifen zu vermeiden hat das Halbzeug dann noch auf der Seite des Spurkranzes eine 1mm Ausfräsung erhalten.

Um ein Überdrehen zu verhindern habe ich dann noch in die Längsträger des Rahmens 4 Gewinde geschnitten und M2 Schrauben mit Rundkopf versenkt. So bleibt das Drehgestell bei (Pi*Daumen) maximal 30°.

LGB Drehgestell Achse

Weitere Testfahrten

Der Slomo macht sich gut. Es war die richtige Entscheidung ihn in einen Waggon zu packen. Das folgende Video zeigt den Slomo im Einsatz auf der bereits oben beschriebenen, finalen Rahmenkonstruktion.

Im nächsten Teil, der dauert jetzt aber nicht mehr so lange, geht es mit dem Wagenkasten weiter.

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