Großlokschoppen von Compact für die LGB Gartenbahn

Als Geburtstagsgeschenk bekam ich den Großlokschuppen von Compact geschenkt. Der kam mir gerade recht, braucht doch jede Kleinbahn auch einen Lokschuppen. Das Drumherum war nicht so das Ding meines Vaters zumindest bei der LGB, er baute lieber Rollmaterial. Deshalb herrscht auf der Strecke Nachholbedarf. Der einständige Lokschuppen wird nach ersten Tests und Inspektionen jetzt trotz aller Widrigkeiten gebaut – jedoch deutlich aufgemöbelt und verändert.

Compact Lokschuppen Bodenplatte / Grundriss
Compact Lokschuppen Bodenplatte / Grundriss
  1. Großlokschoppen von Compact für die LGB Gartenbahn
  2. Mit Modellbauziegeln mauern – der Lokschuppen bekommt Kontur

Das Problem mit den Compact Bausätzen: Die Qualität der Steine

Compact Steine gebrochen

Compact Ziegel nach dem ersten Winter

Oder vielleicht sagt man lieber, dass das Material dem gedachten Anwendungszweck nicht genügt. Die Bausätze, so auch der Große Lokschuppen, werden ausdrücklich mit „für den Außenbereich geeignet“ beworben. Das ist auch zutreffend, schielt man zu den „Pappmaschee-Indoor-Modellbahnern“. Man verwendet wasserfesten Mörtel zwischen wasserfesten Steinen. Compact Bausätze sind kein Pappmaschee und auch einen Hagelschauer oder den Hochdruckreiniger (vielleicht nicht mit vollem Druck) vertragen sie durchaus. Man kann sie also auch draußen stehen lassen. Es gibt allerdings ein großes „Aber“ an der Sache, was bei Häusern noch weniger problematisch ist als z.B. bei Stützmauern und ähnlichen: Keine Frostsicherheit. Etwas, was für Ganzjahres-Gartenbahner eine große Relevanz hat. Hier sollte man genau auf die Wortwahl achten.

Compact Modellsteine sind wetterfest aber nicht frostsicher

Ein großes Problem ist die Steinqualität an sich. Teilt man die kleineren Compact Steine fällt auf, dass im Inneren des Steins dieser noch grau ist. Die großen Steine zeigen das sogar deutlich auch ungebrochen. Das konnte ich in allen drei mir vorliegenden Bausätzen beobachten.

Compact Bausteine Tonsteine Qualität

Damit sind die Steine nicht komplett gebrannt, sondern eben nur äußerlich und haben im Inneren noch ungebrannten Ton. Dies führt spätestens dann zu massiven Problemen, wenn ein solcher Bausatz ganzjährig draußen verbleiben soll, oder man vorhat mit Compact Steinen dauerhafte Landschaftsgestaltung in den Garten zu mauern. Dadurch, dass sich Restfeuchte im Stein befindet, wird dieser bei frostigen Temperaturen früher oder später aufplatzen. Ein kleiner Test an der Gartenbahn ergab, dass es schon nach wenigen Tagen im Winter soweit war: Der erste Stein brach. Am Ende des Winters hat nur noch ein Stein überlebt, alle anderen sind geborsten. Natürlich war der Test schon unter hohen Bedingungen, immerhin waren sie am Boden verklebt und standen den Winter über im Wasser.

Mit einer äußeren Schutzschicht ist das Problem leider auch nicht zu beheben, da sich die Feuchtigkeit durch den ungebrannten bzw. nicht vollständig gebrannten Ton ja bereits im Stein befindet.

 Steine von Compact sind nicht ausreichend gebrannt sondern enthalten Restfeuchte. Diese wird den Stein bei Frost zum Bersten bringen. Eine ganzjährige Installation von Compact Steinen ist nicht möglich. 

Außerdem sind die Steine für reine Tonsteine maßstäblich schon ziemlich groß. Darüber kann ich aber hinwegsehen, einen Lokschuppen mit Reichsformat-Ziegeln würde ich schon rein zeitlich ohnehin nicht bauen wollen, schließlich muss ich zwischendurch auch noch auf die Lok(s).

Das zweite Problem mit den Compact Bausätzen: Die Produktbilder

Auf Lebensmittelverpackungen steht der „Serviervorschlag“. Er macht kenntlich dass das Produkt in der Verpackung nicht dem Produkt auf dem Werbebild entspricht. Bei den Compact Bausätzen fehlt ein Hinweis wie „Bauvorschlag“. Dieser wäre aber doch durchaus angebracht, denn das, was man auf dem Bild sieht, hat nur entfernt mit dem zu tun, was man tatsächlich erhält:

  • Die Fenster des Großlokschuppens
    Auf dem Bild sehen wir eine Glasbaustein-Attrappe mit 6×3 Glasbausteinen. Das ist maßstäblich auch so schon recht grob. De facto wurden aber Rahmen mitgeliefert die lediglich 4×2 Öffnungen haben. Der Unterschied ist erheblich und man kann maßstäblich auch nicht entfernt von einem Glasbaustein-Fenster sprechen. Es sieht eher aus wie ein zu hoch groß geratenes Sprossenfenster. Wie ein Lokschuppenfester hier aus der Region rund ums und im Ruhrgebiet und so wie auf dem Produktbild sieht es jedenfalls nicht aus.
  • Die Farbe der Steine
    Das Bild des Lokschuppens vermittelt einen modellbahnerisch positiven Eindruck. Er sieht aus wie ein mit unterschiedlicher Farbgebung bzw. starker Verwitterung gemauerter Bau. Die im Paket enthaltenen Steine sind allerdings alle tonfarben und darüber an allen Ecken mit Resten der Gießform statt leicht abgerundet wie im Original. Es muss also jeder Stein nachbearbeitet werden. Dass es besser geht zeigt z.B. bloxxs mit den Galestro Vollziegeln, die neben den natürlichen Kanten darüber hinaus auch komplett gebrannt sind und nicht bersten bei Frost.
  • Der Lieferumfang
    Bei dem einen Bausatz fehlen die Fenster, bei dem anderen der Schornstein, wieder ein anderer hat keine Türen (oder die Bauanleitung schweigt sich darüber aus dass und wie diese selbst herzustellen sind). Das frustriert und eine Anfrage meinerseits an Compact bliebt unbeantwortet.

Das dritte Problem mit Compact: Die Bauanleitungen

„Paradies für Handwerker“ steht bei Kaufanzeigen für heruntergekommene Gebäude. „Paradies für Individualisten“ dürfte das Motto der Bauanleitung in den Compact Bausätzen sein. Sie enthalten durchaus sinnvolle, wenn auch nicht wirklich professionelle Zeichnungen mit handschriftlichen Maßangaben von allen Seiten. Wo allerdings kräftig gespart wurde war an der Beschreibung des Daches. Es gibt einen kurzen Absatz dazu dass man die Holzleisten mit der Laubsäge auf Maß bringt etc., eine Skizze wie der Dachstuhl genau auszusehen hat fehlt allerdings völlig.

Zudem, das sei auch noch kurz erwähnt, ist die Bauanleitung auch nicht geeignet zum letztendlichen Ergebnis zu kommen, welches auf den Produktbild zu sehen ist. So enthält das Produktbild Dekogegenstände die gar nicht dabei sind und die Anleitung entspricht insgesamt im Detail nicht dem Produktbild.

Dem allem zum Trotz: Der Lokschuppen wird gebaut

Auch mit der Gewissheit dass man nur einen Kompromiss baut, vor allem auch weil der Lokschuppen ein Geburtstagsgeschenk war, werde ich ihn dennoch bauen, auch wenn ich ihn den Winter über lieber in den Keller stelle und auf verschneite Lokschuppenbilder verzichten muss. Gut möglich dass es ohnehin nicht der einzige Lokschuppen bleibt, ausreichend Gleis und Bahnhöfe liegen im Garten ja aus.

Die Maße und Grundplatte des Lokschuppens

Bei der Toröffnung zeigt sich, dass sich an das Lichtraumprofil gehalten wurde, Platz ist genug. Nach oben reicht es ebenfalls wenn man auf eine Oberleitung verzichtet – die spielt bei uns auch keine Rolle (auch wenn die Ronsdorf Müngstener Eisenbahn bereits 1903 elektrifiziert wurde, bleiben wir geflissentlich zeitlich davor). Allerdings ist der Lokschuppen zumindest für unsere Schlepptenderlok nicht lang genug, sodass verlängert werden muss. Also mache ich direkt Nägeln mit Köpfen und verlängere direkt um 10cm. Damit erhalte ich im hinteren Teil noch ein wenig Platz für „gefliestes Irgendwas“. Vielleicht eine kleine Werkbank, Drehmaschine, Spinte… mal sehen.

Grundriss des modifizierten Lokschuppens

Grundriss des modifizierten Lokschuppens

Damit der ohnehin anfällige Compactstein nicht mehr als nötig im Wasser steht, habe ich die ersten zwei Reihen wie auf dem Artikelbild ersichtlich mit Sandsteinen von bloxxs gemauert. Außerdem wird aus optischen Gründen der Torbogen mit Sandstein ausgeführt werden und zu guter letzt werden auch die Fenster mit bloxxs Sandsteinen eingefasst werden – auch das aus rein optischen Gründen. Rings um den Lokschuppen entsteht dann noch eine doppelte Reihe aus Bodenfliesen von bloxxs.

Herstellen der Grundplatte

Bodenplatte mit XPS Platten

Andere Gebäude können einfach auf eine Grundplatte gemauert werden. Bei einem Lokschuppen, der praktisch in der Grundplatte das Gleis beinhalten muss, sieht das natürlich anders aus.

Bodenplatte Eigenbau LGB Lokschuppen

Bodenplatte von unten. Noch deutlich zu erkennen die nicht abgetrockneten Schwellenabstände.

Deshalb ist hier etwas Arbeit nötig bis man die geeignete Grundplatte hat. Ich habe hierfür auf zwei XPS Quickboard Platten aus dem Baumarkt zurückgegriffen. Die Oberfläche der Platten erlaubt das direkte bespachteln. Doch auch hier gibt es zunächst wieder ein Problem: Die Maße. Es gibt einfach keine fertigen Platten mit LGB-Gleismaßen. Also muss ein wenig getrickst werden. Zur Anwendung kommt:

1x 10mm XPS Quickboard als untere Platte
1x 6mm XPS Quickboard als obere Platte
PCI Flexmörtel

  1. Zunächst habe ich die untere 10mm Platte so eingeschnitten, dass das LGB Gleis genau dort hinein passt, also 90mm breit.
  2. Als nächsten Schritt habe ich die obere Platte zurecht geschnitten. Die Aussparung endet bündig an den Schraubatrappen des LGB Gleises: 65mm.
  3. Nun werden beide Platten, an den Rändern ausgerichtet, bündig miteinander verspachtelt. Dafür nahm ich PCI Flexmörtel, den ich mit einem Zahnspachtel aufgetragen habe. Fest aufgedrückt durfte das über Nacht trocknen. Der Zahnspachtel sorgt dafür dass nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Mörtel aufgetragen wird.
  4. Jetzt wird das Gleis, ein handelsübliches LGB Gleis in 1200mm, von unten in die Aussparung gelegt und am Überstand der oberen XPS Platte schon mal „angemörtelt“.
  5. Noch bevor das durchgetrocknet war habe ich nun flächig die Unterseite mit Armierungsgitter ausgelegt und diese mit dem Untergrund verspachtelt. Dies schafft vor allem für den späteren Transport die nötige Stabilität und Verwindungssteifheit. Das Armierungsgitter verhindert auch dass sich zu viel Spachel zwischen die Schwellen legt. Wenn der Mörtel angetrocknet ist, kann man ihn mit einem feuchten Haushaltsschwamm wieder anfeuchten und glatt streichen. Damit liegt die Platte dann hinterher plan im Bw auf dem Boden auf.
  6. Als Letztes muss noch der Zwischenraum zwischen den Schienen gefüllt werden. Aus dem herausgeschnittenen Stück der oberen Platte schneide ich das Zwischenstück zurecht. Die Platte wieder umgedreht werden erstmal die inneren Zwischenräume zwischen den Schwellen gefüllt und dann die Platte aufgedrückt. Bis die ganzen Zwischenräume wirklich durchgetrocknet sind dauert es schon 2-3 Tage. Nach einem Tag konnte ich aber bereits weiterarbeiten, da es schon äußerlich ausreichend fest war.
 XPS Platten kann man prima mit einem dicken und vor allem scharfen Cuttermesser (Teppichmesser) schneiden. Angetrockneten Mörtel kann man mit einem feuchten Haushaltsschwamm wieder aufweichen und glatt ziehen. Dann in Ruhe trocknen lassen. 
Verbautes Gleis in Bodenplatte

Verbautes Gleis in Bodenplatte

Der Innenbereich wird dann später noch gefliest. Deshalb ist die obere Platte auch nur 6mm dick, damit auf Gleishöhe noch etwas Luft für die Fliesen ist. Eine LGB Schiene ist ja bekanntlich (und zum Leidwesen vieler) stolze ~8,5mm hoch. So bleiben noch 2,5mm Luft.

Die LGB Schwellen sind leider keine 10mm, sondern immer irgendwo zwischen 8-9mm. Deshalb schwebt das Gleis hinterher um genau das Fehlmaß in der Luft. Dem kommt man mit ein wenig Schottern aber gut bei.

Im nächsten Artikel geht es dann ums Mauern.

 

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Mit Modellbauziegeln mauern – der Lokschuppen bekommt Kontur

Nachdem es im ersten Artikel um etwas grundsätzlichere Informationen zum Compact Bausatz, Qualitäten und Maße ging, geht es nun darum Read more

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