Dritte im Bunde – Flammrohrkessel mit Überhitzer von 1995

Bisher nicht zur Erwähnung gekommen ist die Dritte im Bunde – ebenfalls ein Regner C-Kuppler. Diese Maschine wurde während der Echtdampf-Euphoriephase meines Vaters von meinem Bruder gekauft. Er hat allerdings die für die Gartenbahn denkbar schlechte Flächenbrennerfeuerung und den kleinen Kessel als Schwachpunkt ausgemacht und sich daran gemacht dieses zu verbessern.

Echtdampflok Stephan G.
Echtdampflok Stephan G.

Das Artikelbild zeigt bereits eine von mir modifizierte Version der Maschine. Das Original hatte noch keine Umlaufbleche. Außerdem dachte man damals noch nicht an eine Nachspeisung von Kesselwasser über ein Nachspeiseventil dieser Bauart. Dafür gab es eine Verbindung und eine Handpumpe von Hielscher im angehängten Schlepptender meines Vaters. Das war auch gleich das erste, was ich in die ewigen Jagdgründe geschickt habe.

Noch dem Original entsprechend ist jedoch die Feuerung: Das sah so aus, dass die Gasflasche direkt über einen 8mm Schlauch an den Brenner geflanscht wurde. Die Gasflasche fuhr dann in einem separaten Waggon mit, teilweise schwimmend in warmen Wasser. Puh. Die Gasdüse war genauso Marke Eigenbau (0,2mm) wie das Brennerrohr mit Schlitzen. Zwar tappte man im Dunkeln und hatte auch kein Internet, aber „Versuch macht kluch“ und so wurde sie eine fahrbereite Lok.

Der Kessel

Herzstück der Maschine bildet der wuchtige und schwere 200mm x 65mm Kessel von 1995. Davon wurde auch eine CAD Zeichnung angefertigt. Gut zu erkennen ist darauf auch das mehr als große Dampfventil für 4mm Rohr von Regner mit den kondesationsfreudigen Flanschen. Und auch sonst wurde eher mit M6x0,75 Gewinden gearbeitet.

Echtdampflok Kessel

Zwar ist vorne eine zu öffnende Rauchkammertür eingeschlagen, doch gibt es keine Rauchkammer. Der Kessel ist bis vorne durchgehend. Bzgl. des Überhitzerrohrs ist das nicht unbedingt wartungsfreundlich, aber bislang kam es noch nicht zum Ausfall und bis er das Zeitliche segnet wird er auch auf der Maschine bleiben. Erst danach wird man sich mal Gedanken um einen kleiner dimensionierten Kessel mit Kesselmantel mit Außenmaß der derzeitigen Dimensionen machen.

 So einen alten Kessel einfach weiter betreiben? Auch mein Bruder hatte lange Zeit Skrupel die Maschine rauszurücken um ihr einen zweiten Frühling zu gönnen. Zu hoch war die Angst der Kessel könnte bei einem erneuten Anheizen reißen. Meine ganz bescheidene Meinung: Wir reden hier von 3bar Druck. Diesen liefert jede handelsübliche Dampfente (und man hat da nicht das Gefühl durch den Strahl einen Rückschlag zu erhalten) oder die gut gefüllte Blase auf der Toilette beim Oktoberfest. Reißt der Kessel wird er nicht in 1000 Teile explodieren und das Umland in eine Kraterlandschaft versetzen, sondern viel mehr sich über die erste Undichtigkeit der paar ml Kesselwasser entledigen. Die teils hysterisch verfassten Beiträge zu dem Thema kann ich wenig nachvollziehen. Da sollte man lieber sein Augenmerk auf den Gastank richten, der zum einen einen viel höheren Druck auszuhalten hat, und zum anderen auch noch ein explosives Gemisch freisetzt. 

Es hat schon einen Moment gedauert, bis ich bei der ersten Revision („Denn sie wussten nicht was sie taten“) der Maschine erkannt habe, dass die Zeichnung einen Fehler enthält. Die Dampfentnahme für den Regler ist nicht wie auf der Zeichnung dargestellt unten links am Kessel, sondern sinnvollerweise oben. Damit ist die Zuleitung zum Überhitzerrohr unten links.

Ansonsten ist der Kessel genau so konstruiert wie abgebildet. Die Dampfentnahme erfolgt tatsächlich über den Dampfdom in der Mitte des Kessels (und das Echo des Wehklagens ob der Lötarbeit ist noch heute zu hören). Allerdings befinden sich anders als auf der Konstruktionszeichnung noch unterstützende Halterungen im Kessel um zu vermeiden dass sich die Rohre absenken können.

Rechts befindet sich der Wasserstand. Auch dieser hat noch den konstruktiven Mangel dass die Öffnungen nicht so groß wie möglich, sondern eher so klein wie möglich konstruiert sind, was zur typischen Blasenbildung und fehlerhaften Anzeige des Wasserstands führt.

Wie leistungsfähig der Kessel wirklich ist konnte allerdings nie getestet werden, da die Lok allzu schnell an anderen, damals unüberwindbaren Problemen scheiterte. So frierte z.B. die Gasdüse immer ziemlich schnell ein und das Fahrwerk war auch nicht unbedingt optimal eingestellt. Festzuhalten ist allerdings dass es weder Quersiederohre noch Lamellen gibt.

Das Gestänge

Und doch war es genau diese Lok, die in den 90ern die meisten Runden auf der heimischen Gartenbahn zog. Dementsprechend sieht auch das Gestänge aus. Die Treibstange hat sich zu einem veritablen oval herausgearbeitet und die Treibzapfen sind bereits erheblich abgeschmirgelt. Die zwei aneinander gelöteten Bleche, die in Einheit die jeweiligen Voreilhebel bilden, haben auch schon bessere Zeiten gesehen.

Dabei war das Fahrwerk nicht falsch oder schlecht zusammengebaut, im Gegenteil. Von Berufswegen (Messtechniker) bestand schon ein gewisse Auge für präzises und maßhaltiges Arbeiten. Das war im direkten Vergleich zur Maschine meines Vaters offensichtlich. Dennoch wird auch hier das gesamte System am harten Arbeitseinsatz auf der Strecke notwendigerweise scheitern müssen – und für 2x im Jahr drei Rundkurse auf einer Messe werden unsere Maschinen nicht ausgerichtet.

Die Revision

Auch diese Lok wurde nie fertig gestellt. Folgende Arbeiten werden nun in aller Ruhe nach und nach durchgeführt und hier sicherlich ausreichend dokumentiert:

  • Neuaufbau des Rahmens aus  2mm Messing mit passender Kesselfixierung
  • Neuaufbau des Fahrwerks
  • Neue Umlaufbleche mit 1,5mm Messing
  • Nachlaufachse unter dem Führerhaus (bessere Proportionen, vgl. Baureihe U)
  • Durchgängige Achslager mit Gleitlagern
  • Federung optimieren und verstärken
  • Neues Gestänge aus Edelstahl mit Gleitlagern
  • Leistungsfähigerer Brenner
  • Anständiger Öler
  • Gehäuse
  • Detaillierung

Folgende Arbeiten wurden bereits erledigt

  • Gastank 2x4x10cm, sitzt hinten im Tender
  • Zylinder mit Teflonkolben
  • Kessel Armaturen erneuert
  • Kessel Anschlüsse v. Wasserstand aufgebohrt
  • Kessel ausgesäuert & Mantel lackiert
  • Dampfpfeife
  • Nachspeisung
  • 2,4GHZ RC Steuerung mit Servos im Führerstand

Das Gehäuse

Es gibt kein Vorbild. Allerdings wurde sich grob am existierenden Rahmen orientiert und ein wenig in den Harz geschielt. Bislang existiert der Rahmen nur im Computer und als Papiermodell. Wenn es doch so einfach wäre Messing lasern zu lassen wie Edelstahl…

Neues Gehäuse

Auch interessant:
Kernloch Tabelle für metrische und Feingewinde
Kernloch Tabelle für metrische Gewinde & Feingewinde inkl. PDF

Ich war es leid immer wieder den richtigen Durchmesser für mein Kernloch im Tabellenbuch nachzuschlagen. Deshalb habe ich letztmalig nachgeschlagen Read more

Idyllischer Winterbetrieb mit Dampflok Müngsten
4 Jahre Dampflok Müngsten

Vor nunmehr vier Jahren haben wir hier die Dampflok Müngsten auf die Gleise gestellt, welche aus einem Bausatz von Alfried Read more

LGB Radreifen kleben / reparieren
LGB Radreifen kleben / reparieren

Unser Fuhrpark ist schon gewissen Kräften und Extremen ausgesetzt, obendrein ist das meiste Material mit dem wir fahren mindestens 20 Read more

Dampflok Bernd F.G.
Neues Gehäuse für 99 4701 im Eigenbau

Das Gehäuse bereitete noch so einige Bauchschmerzen. Kurzum: Es war schon sehr gebastelt statt selbst gebaut und man sah ihm Read more

Hat Dir dieser Artikel geholfen? Mit einem Klick kannst Du ein Feedback geben!

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars
(Keine Bewertungen bisher)
Loading...

Fehler gefunden? Frage? Hinterlasse einen Kommentar!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert