Die Frontschürze von Alfried ist dem Vorbild entsprechend wuchtig. Allerdings mangelt es ihr – auch vorbildgetreu – an „Schnickes“. Lediglich ein Mittelpuffer und ein Haken für die Spindelkupplung ziehrt die Front des Originals. Im Standard Bausatz von Alfried ist lediglich ein etwas unförmiger LGB Puffer enthalten. Die Pufferbohle des Originals wurde nicht umgesetzt. Das ist allerdings ein Vorteil, denn es bietet sich damit mehr Platz.
Bereits von Reppingen vormontiert und nicht dem Original entsprechend fand ich ein Nieteband oben an der Frontschürze vor. Der Mann kennt mich. Außerdem wurden die Bohrungen für die von mir gewünschten Änderungen bereits von Reppingen durchgeführt.
Entkupplungssatz von Regner als LGB Kupplung
Bewährt und verhasst. Leidlich, und doch kommt man kaum ohne sie aus: die LGB Kupplung. Natürlich benötigt auch Alfried eine LGB Kupplungsöse sowohl vorne als auch hinten. Als Rangierlok war mir aber eine einfache Kupplungsöse nicht genug und so entschied ich mich für die servogesteuerte Entkupplungsmöglichkeit. Zum Einsatz kommt hier der Regner Entkupplungssatz (Bestell-Nr. 80150), den ich schon an einem C-Kuppler von Regner verbaut habe. Die Lok hat aber Fristablauf im Moment.
Das Regner’sche Prinzip der Entkupplung via Servo ist denkbar einfach, aber für den Preis nicht selbst herzustellen: In der Kupplungsöse befindet sich ein einfaches, bewegliches Blech, welches unten im Winkel von 90° über eine Öse verfügt um es mit dem Servo zu verbinden. Die Öse schaut dabei unter der Frontschüze heraus. Das Blech wird im Ausgangszustand (Servo auf 0%) durch eine Feder an der Servostange so weit nach oben gedrückt, dass der Haken der LGB Kupplung problemlos ankuppeln kann. Das Blech hängt mit 2 Bolzen links und rechts auf dem Kupplungstrichter.
Zieht man nun das Servo (100%), zieht man über die Servostange durch den 90° Winkel der Öse an der Kupplungsöse das Blech so weit runter, dass der Haken der Kupplung des Waggons nicht mehr von der Kupplungsöse gehalten wird. Er wird also nach unten gedrückt. Der Waggon / Zug ist entkuppelt und die Lok kann rangieren. Über ein Servohorn, wo zwei Servostangen in 180° zueinander angebracht werden, kann man so automatisch sowohl hinten wie vorne entkuppeln.
Durch den Winkel des Blechs muss die Entkupplung möglichst weit unten angebracht sein bzw. die Schürze ausreichend Spiel gewährleisten. Hierfür musste ich die Frontschürze von Alfried ca. 3mm einfeilen.Die Druckluft / Bremsanlage
Keine Lok ohne Bremsschläuche und zu Bremsschläuchen gehört auch ein Druckluftrohr – zumal ohnehin noch eine Luftpumpe und ein Druckluftkessel auf die Lok wandert. Dazu jedoch näheres erst später in einem anderen Artikel.
Bei meinen bisherigen Maschinen habe ich die Bremsschläuche als Attrappe ganz ohne Druckluftrohr installiert. Das sieht auch gut aus, aber diesmal wollte ich es etwas aufwändiger.
Die Bremsschläuche selbst habe ich von Herrmann Echtdampf. Sie sind ordentlich detailliert ausgearbeitet und verfügen bereits über eine 2mm Öffnung an der oberen Aufnahme, wo sich der Hahn befindet. Diese wird mit einem 2mm Bohrer nachgebohrt um Reste aus dem Messinggussverfahren zu entfernen. Mit einer Feile entferne ich zudem überschüssiges Messing vom Modell. Das Druckluftrohr ist eine massive 2mm Messingstange.
Die Ermittlung des Abstands der Bremsschläuche zueinander warf Fragen auf. Auch nachdem alle hier verfügbaren LGB Dampfloks (von 99 5001 über Spreewald und Rügenlok bis IV K – Nebenbei: Wer kauft eigentlich eine Plastiklok für 2000€ [99 222]?) hier intensiv inspiziert wurden, war ich keinen Schritt weiter. Die Anbringung der Bremsschläuche ist entweder nach Gutdünken oder tatsächlich bei jeder Lok unterschiedlich – und das sowohl in der Höhe als auch im Abstand zueinander. Also entschied ich mich zum einen die Höhe nach „look & feel“ und vor allem Machbarkeit hinsichtlich weiterer Anbauteile anzubringen. Erst nachdem ich die Löcher bereits gebohrt hatte kam mir die zündende Idee das Diaarchiv zu bemühen und von den unzähligen Exkursionen speziell im Schmalspurbereich jene rauszusuchen, die Murphys Law mal wieder bestätigen: Die Bremsschläuche am Modell sind etwas zu hoch angebracht für ein komplett stimmiges Bild. Insbesondere das Archiv um den Besuch von 99 6101 bei der Selfkantbahn 1996 sowie selbige Lok bei der Brohltalbahn 1999 brachte hier Licht ins Dunkel, zumal die Installation dort sehr ähnlich meiner Vorstellung war, die ich, oh Wunder, bei 99 6101 von Herrmann Echtdampf frei interpretiert abgekupfert habe.
Ich hatte noch überlegt ein neues Rohr zu biegen, welches über 4 zusätzliche 90° Winkel die Bremsschläuche näher an den Puffer bringt. Da es aber eh nur eine Attrappe ist bleibt das jetzt so wie es ist. Vielleicht ändert sich das ja mal bei der ersten großen Revision.
Den Abstand der Bremsschläuche zueinander versuche ich dann aber doch halbwegs der Realität entsprechend zu gestalten und löte diese vor dem Lackieren weich an das Druckluftrohr. Ich mag kein Geklapper und die feste Verbindung vermag genau das zu verhindern.
Fixiert wird die Anlage ziemlich robust. Das ist ein einfacher Erfahrungswert. Wir gehen nicht unbedingt zimperlich mit dem Material um und so manche Blindfahrt (VR Brille mit Lokführer / Heizer Umschaltung wird kommen irgendwann!) hat schon so manche Eichel oder Pflaume zu Tage gefördert die das Material beansprucht.
- Das Druckluftrohr selbst wird über einen 90% Winkel links und rechts durch die Frontschürze geschoben. Damit hat das Rohr auch direkt einen schönen Abschluss. Mittels Gewindeschneider erhält sie an den beiden Enden je ein M2 Gewinde und mit einer Mutter wird das Ganze von hinten schön fest gezogen. Das reicht eigentlich schon, aber schöner ist:
Ich habe noch zwei zusätzliche Halterungen frei Schnauze in Form eines „P“ zurechtgefeilt. Diese verfügen neben der Durchgangsbohrung für das Druckluftrohr von hinten je über eine Bohrung mit einem M2 Gewinde. Damit kann ich dann von der Rückseite der Frontschürze direkt eine M2 4mm Schraube in die Halterungen jagen und die ganze Armatur ist von beiden Seiten verschraubt.
- Der HSB Puffer schützt dann hoffentlich noch die Bremsschläuche selbst vor Verbiegung. Es soll auch schon mal der eine oder andere Apfel auf der Strecke gesichtet worden sein. Maßstäblich ist das kein Pappenstiel.
Haken und Spindelkupplung
Ach ich mag den Klimbim. Also wandern auch direkt noch zwei Zughaken links und rechts neben den Puffer. Hier kann ich dann später noch eine Spindelkupplung einhängen um noch mehr Klimbim an die Front zu bekommen. Die Zughaken gibt es von Regner im Doppelpack für 4,50€. Alle anderen mir bekannten Quellen sind sowohl teurer als auch unverputzt. Keine Frage wer den Zuschlag erhält. Viel zu sagen gibt es zu den Zughaken eigentlich nicht, außer:
Bedingt durch die beste Anordnung können die Haken bei Alfried genau dort hin, wo die Frontschürze ohnehin über M2 Schrauben mit dem Rahmen verbunden wird. Natürlich hängen sie alles andere als gewünscht, also nicht mit der Öffnung nach oben, wenn ich die Haken vollständig anziehe. Als Ersatz für die M2 Schrauben können sie also nur bedingt eingesetzt werden. Jetzt gibt es die Möglichkeit das Gewinde am Rahmen auf 2mm aufzubohren, womit ich dann den Haken kontern und in korrekter Position festziehen kann.
Aber ich habe mich anders entschieden. Schraubensicherungslack bekommt hier langsam das Image, welches Bauschaum im Innenausbau inne hat: Es wird immer gerne genommen wenn keine bessere Lösung in Sicht ist oder man schnell und schmutzig arbeiten will. Also kommt nun Schraubensicherungslack auf das Gewinde der Haken und diese werden so weit wie möglich eingedreht dass die Hakenöffnung nach oben zeigt und dann direkt von hinten mit einer schmalen M2 Mutter gekontert. Das sollte halten. Und da die Frontschürze noch immer mit 4 M2 Schrauben fest am Rahmen angezogen wird sollte das auch reichen.
Der Rangiertritt
Eine Rangierlok ohne Rangiertritt ist weit außerhalb meiner Vorstellungskraft und doch erstmal Realität. Eigentlich hatte ich noch geplant links und rechts vorne je einen Rangiertritt anzubauen. Da ich keine Schrauben von dem Umlaufblech machen wollte, sollte die Verbindung über die Frontschürze geschehen. Das Problem dabei: Leider ist die Frontschürze dem Vorbild entsprechend recht weit oben schon verjüngt, wodurch der Rangiertritt nicht mehr passend schön angebracht werden kann.
Hier hilft dann mittelfristig wohl nur das Blech der Frontschürze komplett neu zu machen. Darauf verzichte ich aber bis auf Weiteres aus naheliegenden Gründen.