Schon der Untertitel zum Handbuch und Montageanleitung und Betriebsanleitung für Dampflokomotive 994701 macht mit dem Hinweis „[..] Tips für den Einbau einer Funkfernsteuerung“ klar: Selbst ist der Mann. Heute ist das wie gesagt anders. Die Echtdampfloks sind für den RC Betrieb bereits hinlänglich vorgerüstet und entsprechende Ausrüstungs- bzw. Fernsteuerungs-Kits sind beim jeweiligen Hersteller direkt käuflich erwerbbar. Da es sich bei der Aufarbeitung aber nun mal um eine Lok von 1995 handelt, muss der Keller und die dort schlummernden Messingreste aushelfen. Und nicht zuletzt hilft mal wieder das Internet und Seiten wie schienendampf.com oder buntbahn.de dabei sich anzuschauen, wie die Unterbringung der Servos und Elektronik heute gelöst ist.
Wahl der Funkfernsteuerung
Mein Vater hat zwar durchaus auch schon Versuche mit der Funkfernsteuerung unternommen, doch wie das gesamte Projekt Echtdampf war auch das nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. So liegt hier auch noch eine Futaba Attack-SR 40Mhz Fernbedienung nebst Empfänger und zwei alten Servos herum, aber meine Wünsche an den Erhalt der alten Technik hat Grenzen. Die Zeit, derer man mit meterlangen Funkantennen durch den Garten lief ist doch nun deutlich vorbei. So ist auch die Zeit für die Hitec Ranger 2 Kanal Funkfernsteuerung meines Bruders abgelaufen.
Schaut man sich die Kataloge praktisch aller Echtdampf-Anbieter an, so fällt zum einen schnell auf, dass hinsichtlich der Fernsteuerung auf den RC-Helikopterflug zurückgegriffen wird. Außerdem ist auffällig dass man ordentlich in die Markenkiste greift. Da mir selbst der RC Modellbau nicht ganz unbekannt ist und allzu hochtrabende Möglichkeiten gar nicht gebraucht werden (im Grunde werden halt nur maximal 6 Servos auf minimaler Distanz angesteuert) habe ich mich gegen Graupner, Multiplex und wie sie alle heißen entschieden. Die Technik wird genauso (und nicht selten in genau den selben) in den Fabriken in China gefertigt.
Ich entschied mich für die Fly Sky FS-T6, die unter anderem Namen auch bei Conrad Electronic unter dem eigenen Banding „Modellcraft“ im Programm ist. Sie kostet nur einen Bruchteil des Preises der Platzhirsche in diesem Segment und bietet dennoch alles, was ich für diese Lok für den reibungslosen Betrieb mit Fernsteuerung benötige:
- 2,4GHZ Technik
Gerade in Anbetracht der Tatsache dass die Echtdampfloks mit einer Menge Buntmetall daher kommen, kann Abschirmung und gestörter Funkkontakt zum Problem werden. Die 2,4GHZ Technik löst dieses Problem. Bei einer anderen Lok habe ich den Empfänger in ein 8mm Deko-Messingrohr gesteckt. Es ist also komplett abgeschirmt und dennoch gab es keinerlei Ausfälle bisher. Außerdem sind die Empfangsantennen kleiner. - 6-Kanäle
Damit kann Bremse, Steuerung, Regler, Dampfspeisepumpe, Dampfpfeife und Entkupplung betrieben werden. Genau das, was ich benötige. - Modellspeicher
Wo soll es schon bei einem Modell bleiben? Mit dem Modellspeicher kann man die Einstellungen mehrerer Dampfloks in einer Fernsteuerung unterbringen und entsprechend umschalten. - Einstellungen
Alle notwendigen Einstellungen zur Feinjustierung, Kalibrierung und Umkehrung sind vorhanden und ausreichend genau. - Zusätzliche Drehpotis
Die FS-T6 hat neben den beiden Steuerknüppeln, wovon (natürlich) der rechte mit Feder ausgerüstet ist, noch zwei Drehpoti-Kanäle. Darauf kann man dann super zum einen den Regler, und zum anderen die Bremse oder Dampfspeisepumpe legen und spart sich damit das Ausbauen der Feder des rechten Steuerknüppels. Und mit der Feder macht dann auch die Dampfpfeife noch mehr Spaß.
Ein großer Nachteil der Funkfernsteuerung ist sicherlich die doch mangelhafte Dokumentation auf Englisch – und dabei nicht mal in gutem Englisch. Das Conrad Pendant verfügt allerdings über eine deutsche Anleitung, die auf der Homepage kostenlos heruntergeladen werden kann.
Kurzum: Die Nachteile der Fernsteuerung wie die kolportierte geringe Reichweite oder das Fehlen von PPM tangieren den Echtdampfbahner nicht wirklich.
Wünschenswert wäre jetzt nur noch dass man irgendwie das Piktogramm des Flugzeugs oder Helikopters (auswählbar) gegen eine Dampflok ersetzen könnte. Und die Krönung wäre, wenn das FS Logo noch gegen ein eigenes Typenschild austauschbar wäre. Mals schauen ob und was das Internet dazu zu sagen hat!
Wahl der Servos für die Echtdampflok
Die Servos, welche ich in die Lok einbauen wollte, sollten folgende Bedingungen erfüllen:
- klein
- kraftvoll
- unempfindlich
Vor allem aufgrund der Größe entschied ich mich für Servos des Typs EMAX ES09MD, welche nach einigem Querlesen ausreichend genau und mit Metallgebriebe auch robust sein sollten. Klein sind sie ohnehin. Ob sie auch wirklich dauerhaft in der Maschine ihre Arbeit verrichten wollen wird die Einsatzzeit zeigen. Ich habe sie an alle Steuerungsfunktionen angebaut. Der Preis war eigentlich nebensächlich, aber wenn man pro Servo dann auch noch ein paar Euro spart nimmt man das natürlich auch gerne mit und spendiert der Lok mit dem gesparten Geld die eine oder andere Bremsleitung aus Messingguss.
Nachtrag: Nach nun wirklich vielen Stunden Dauerfahrens ist – und das bereits ganz zu Beginn (ohnehin schadhaft, Montagsmodell?) – bislang erst ein Servo abgeraucht, und zwar der des Reglers. Alle anderen zeigen keine Ausfälle, obwohl gerade z.B. der Servo für die Steuerung ungefedert ist. Sie halten was sie versprechen. Anders als z.B. die (alten, weichgelöteten) Kolben oder das Gestänge, welches schneller durch war als die Servos. Auch die Wärme konnte ihnen bislang nichts anhaben.Servo für Steuerung und Bremse
In der alten Montageanleitung ist noch die Rede davon den Servo für die Steuerung außen am Rahmen auf der Heizerseite unterhalb des Führerstands unterzubringen. Das lag vor allem auch daran, dass der Rahmen innen ja vor allem die Feuerung aufnahm und gar keinen Platz bot. Heute liegt der Servo der Steuerung üblicherweise im Rahmen. Die neuen Rahmen sind dafür auch bereits vorbereitet und ich habe bei der Überarbeitung des Rahmens ebenso schon Vorkehrungen für die Aufnahme von Servohalterungen getroffen.
Für die letztendliche Aufnahme des Servos habe ich dann aus 2mm Messingblech noch eine Servohalterung gebaut. Über zwei Distanzhülsen halte ich den Servo in der Halterung ausreichend hoch, sodass der Servoarm später über den Umlaufblechen an der Umsteuerwelle angreifen kann. Der Servoarm ist entsprechend groß ausgelegt, sodass ich das Gestänge vom Servoarm zum Umsteuerarm auf der Umsteuerwelle gerade ausführen kann. Damit kann ganz praktisch auf etwaigen Kraftverlust durch bzw. in Biegungen verzichtet werden. Das Lenkgestänge zur Umsteuerwelle bekommt einen 2mm Messingstab, da ich Edelstahl nicht vorrätig hatte.
Der Servo für die Bremse liegt auf dem Kopf direkt neben dem Servo für die Steuerung und greift mit seinem Servoarm auf die Bremsstange unterhalb des Rahmens, der wiederum alle sechs Bremsbacken entsprechend bewegt. Das ist gleich doppelt blöd, da auf dem Kopf stehende Servos so ihre Probleme machen und gerade bei der Bremse tritt natürlich eine Dauerbelastung auf, so wie sie gezogen wird. Was die Nutzung der Bremse angeht heißt es also „Piano“ Fahrtage zeigten aber auch dass so viel gar nicht gebremst werden muss. Eigentlich kann man auch komplett darauf verzichten. Zur Montage der Bremse und des Servos bin ich im Artikel zur Bremse für 99 4701 noch wesentlich detaillierter eingegangen.
Unterbringung der Servos im Führerstand
Dies war eins der größten Probleme. Auf der Heizerseite führe ich einen großen Wassertank mit, direkt davor ist noch ein Nachspeiseventil und dann sind wir auch schon in Höhe der Steuerung angekommen. Auf der Lokführerseite sollte ein möglichst großer Wassertank für die Dampfspeisepumpe und direkt dahinter befindet sich der Öler für die Dampsspeisepumpe. Auch hier bietet der Wasserkasten keinen Platz. Und als letztes fehlt bei meinem Modell, da es in voller Ausbaustufe eine Schlepptenderlokomotive ähnlich Nr 22 von Regner werden wird, auch der Kohlekasten bzw. der untere Rahmen dafür. Der Führerstand hat alles, aber keinen Platz. Dennoch möchte ich Regler, Pfeife und Dampfspeisepumpe ansteuern können. Also müssen Alternativen her wie ich auf kleinstem Raum 3 Servos unterbringe, die sich nicht gegenseitig behindern.
Für die Servos des Reglers und der Dampfspeisepumpe habe ich einen doppelten Servohalter gebaut, der auf der Lokführerseite ans Umlaufblech angeschraubt wird. Waagerecht baue ich dort unten das Servo für den Regler ein und oben den für die Dampfspeisepumpe. Da bei beiden Servos versetzt zueinander in der Halterung liegen kommen sie sich auch nicht in die Quere mit ihren Ruderarmen bzw. Lenkerstangen. Leider ist damit aber der Wasserstand des Wasserkastens, der später auch direkt mit dem Schlepptender verbunden ist, ziemlich verdeckt. Das Problem wird zu gegebener Zeit gelöst und an anderer Stelle dann hier dokumentiert werden. Den Servohalter habe ich hart verlötetet um nicht durch das Weichlot und die ständige mechanische Einwirkung eine Sollbruchstelle hervorzurufen. Ausgeführt wurde der Servohalter mit 2mm Messingblech – bei diesen Maßstäben ja fast schon ein Halbzeug.
Das Servo für das Dampfpfeifenventil kam als letztes auf die Lok. Ich entschied mich dafür das Servo liegend unterhalb des Gastanks zu platzieren. Dafür habe ich eine Servohalterung aus einem 30x30mm Messingwinkel zurechtgesägt. Über einen 1mm Messingdraht ziehe ich die Dampfpeife dann übers Eck von unter dem Kessel. Das funktioniert ganz gut und es ist wohl noch einiges an Pfeifen nötig bis sich hier Abnutzungserscheinungen durch die metallische Reibung zeigen.
Stromversorgung
Die Stromversorgung erfolgt über den noch fertig zu stellenden Schlepptender, über den dann auch hier ausreichend berichtet werden wird. Für die Stromversorgung habe ich im Rahmen der Lok hinten am Führerstand eine Durchführbohrung angelegt und etwas ausgefeilt, damit die RC-Stecker durchgesteckt werden können. In der „Wanne“ unterhalb (vgl. Rahmen überarbeiten) des Führerstands habe ich einen Kabelbaum angelegt der die Stromversorgung aufnimmt und entsprechend verteilen wird in Richtung Empfänger sowie Stromversorgung des Lichts, was beides ebenfalls in der Wanne ihren Platz finden wird.
Der Ein/Ausschalter wird ebenfalls später im Schlepptender zu finden sein, was Lok und Schlepptender zu einer unbedingten Einheit machen wird. So soll es auch sein. Eine reine Tenderlokomotive wartet ja ohnehin noch auf Revision.