Baumwollfäden-Kolbenpackungen ersetzen
Eine komplette Revision der Dampflok ist nach so langer Standzeit sicher zu empfehlen. Es gibt aber noch einen weiteren Grund sich vor allem auch intensiv mit den Zylindern auseinander zu setzen: Die Lok ist von 1995, und zu dieser Zeit war es noch Usus den Kolbeneinstich des Kolbens, sowie die Stopfpackungen, mit einem Baumwollfaden durchzuführen.
Ich habe lange überlegt ob ich die alten Kolben gegen neue Teflonkolben austausche. Hierzu gibt es z.B. auf schienendampf.com erhellende Diskussionen, sodass ich schlussendlich entschied weiter auf die alten Kolben zu setzen. Eine Dampflok muss für mich nach Öl und Dampf riechen, die Intention war also keineswegs eine ölfreie Variante anzustreben. Allerdings sagt man den Teflonkolben auch nach, dass sie besser chuffen würden.
Wie dem auch sei, die alten Kolben wurden mit Teflon neu gepackt. Dazu wurde Teflonband locker zu einer Schnur gezwirbelt und soweit fest in den Kolbeneinstich gewickelt, dass sich am Ende eine feste und möglichst bündige Packung ergab. Mit dem Daumennagel habe ich das Teflon angedrückt und die Packung so endgültig über den Finger in Form gerollt. Erst später werden die Tests zeigen, ob und wie gut dass für das erste mal gelungen sein wird. Besser als die Baumwolllösung scheint das aber allemal, wie auch der Vakkumtest später zeigen sollte.
Zudem wurden die alten Packungen bei der Schieberstange sowie der Kolbenstange, die auch mit Baumwolle abgedichtet wurden, entfernt und ebenfalls durch Teflon ersetzt. Auch hier wurden einige cm Teflon zu einer Schnur gezwirbelt. Diese habe ich dann jeweils über die Kolbenstange sowie die Schieberstange gedreht und mit einem kleinen Inbus in das Deckelgewinde gedrückt. Durch das Anziehen der Mutter drückt sich die Packung um die Stangen und schließt ordentlich ab. Hier musste ich einige Male probieren um die richtige Menge Teflon herauszufinden, schließlich sollen die Stangen nur vom Teflon eingeschlossen, nicht aber festgedrückt werden.
Am Ende muss sich der Kolben möglichst leicht, aber natürlich auch dicht im Zylinder bewegen können. Der Vakkumtest zeigte, dass die Zylinder leistungsfähig sind. Hierzu werden die Öffnungen dicht verschlossen und der Kolben bewegt. Dieser muss nun schwerfällig sein und beim loslassen wieder in die Ursprungsposition zurück. Das klappte nach einigem (etlichen) Versuchen des Stopfens dann ganz gut.
Brünieren der Zylinder
Bedingt durch die Erfahrung, dass der Lack absplittert, wollte ich die Zylinder zunächst gar nicht mehr neu lackieren, sondern sie brünieren. Das schlug allerdings deshalb fehl, weil die Zylinder maximal anthrazit, eher blaugräulich wurden, nachdem ich sie brüniert hatte. Ich entschied mich für ein Mittel ohne Tauchbad, welches einfach aufgepinselt werden kann. Da die Zylinder aber tiefschwarz werden sollen, muss nun doch lackiert werden.
Leider fehlen mir Fotos wie der Zylinder nach der Brünierung aussah. Das macht aber auch nichts, ich habe das ganze Zeug ja ohnehin wieder mit Stahlwolle runter geholt.
Zylinder für die Lackierung vorbereiten
Es versteht sich von selbst, dass die Zylinder natürlich vorher einer intensiven Behandlung bedürfen, bevor sie lackiert werden können. Im ersten Schritt muss erstmal der alte Lack vollständig runter, der aber an einigen Stellen durchaus noch hartnäckig auf der Oberfläche klebt. Hilft nichts, der Zylinder im gesamten muss blank geschliffen werden, um später den neuen Lack aufnehmen zu können.
Verwendet wurde dafür im ersten Schritt eine vergleichsweise grobe Feile, mit der der Lack sich gut vom Zylinder löste. Übrig blieb jedoch die stumpfe Verbindungsschicht zwischen Lack und Messing. Um den Zylinder nicht optisch zu beschädigen wurde dann mit einem feinen Keramikschleifer (Degussit 902-41213-0) von Hand weiter gemacht. Die letzten Reste sowie eine plane Oberfläche hat dann feine Stahlwolle erledigt.
Wichtig ist die Öffnungen währenddessen zu schließen, damit keine Späne, vor allem der Stahlwolle, in den Zylinder gelangen, der vor dem Zusammenbau natürlich auch von innen gereinigt, sowie mit einem öligen kleinen Finger eine Frischölung erhalten hat.
Um die Messing-Optik zu beseitigen, habe ich mich entschieden den Zylinder im Ganzen nach dem Zusammenbau neu zu lackieren. Jetzt muss natürlich erstmal abgeklebt werden, was nicht lackiert werden soll. Schieber- und Kolbenstangen werden dafür ganz hinaus gezogen und bekommen eine Ladung Tesa-Krepp ab. Genau so viel, dass wenn man sie in den Zylinder schiebt, sie sauber die Öffnung der Mutter verschließen. Nun wird über die Mutter noch eine Schicht Tesa-Krepp geklebt (die Schrauben bleiben vorerst in Messing-Optik) und die Stangen mit dem Kreuzkopf sauber abgeklebt.
Die Zuführung am Schieber sowie die Öffnung für den Abdampf werden einfach mit einer Mutter gestopft. Dann das ganze noch mal mit feinem Sandpapier / Schleifpapier anrauen, mit Spüli sauber putzen, gewissenhaft abtrocknen mit einem Microfasertuch und das Spiel kann beginnen!
Zylinder lackieren
Ich habe mich für hitzebeständigen (800°C) Einbrennlack entschieden und bin gespannt, was die Dichtungen dazu sagen, wenn sie in den Backofen kommen. Gemäß Spezifikation sind die verbauten Abil Dichtungen nur kurzfristig für >120°C geeignet, der Lack muss allerdings bei 180°C eine Stunde einbrennen.
Notfalls werden neue Dichtungen verbaut und die dann lackbeschädigten Schrauben und / oder Abdeckungen gegen neue ausgetauscht, die ich dann doch in einem Tauchbad brüniere. Dafür, dass ich das alles zum ersten mal gemacht habe, bin ich von dem Ergebnis jedenfalls ganz angetan. Ich habe schon schlechtere Ergebnisse im Netz gesehen.
Aber ein Vitrinenmodell soll es ja nicht bleiben! Der große Aha oder Ohh Moment steht also noch aus.